Wie kann es gelingen, ältere Menschen in Pflegeheimen und Tagesstätten an die Bildende Kunst heranzuführen? Es gibt keine einfachen Rezepte zur Beantwortung dieser Frage, wohl aber einige Erfahrungen. Aus dem weiten Feld der Möglichkeiten gilt es dann ein passendes Angebot auszuwählen.
Interessierte überschätzen häufig die Bedeutung der eigenen Begabung. Es kommt jedoch weniger auf das Talent als vielmehr auf ein Minimum an Interesse an. Dieser Funke einer Aufmerksamkeit kann häufig durch den Umgang mit der Farbe an sich geweckt werden.
So ist es möglich, halbflüssige Farben eigener Wahl auf einen Kunststoffgrund aufzutragen, ein Blatt Papier aufzulegen und einen Abdruck zu erzeugen. Nimmt man das Blatt gemeinsam wieder ab, so haben sich Zufallsmuster und Farbmischungen ergeben, über die man sprechen und die man weiter bearbeiten kann. Schnell wird dann deutlich, dass es nicht kompliziert ist, auf einem Blatt Papier eine wie auch immer geartete Malspur zu hinterlassen.
Bei fortgesetzten Besuchen im Atelier gewinnen neue Teilnehmerinnen durch Beobachtung einen Eindruck von den individuell sehr unterschiedlichen Malweisen. Meist verstehen sie dies als Einladung, ihren eigenen Weg zu suchen.
Es dauert einige Zeit, in einer neuen Gruppe anzukommen und sich zu verbinden, wenn man dies nicht mehr gewohnt ist. Vielleicht vermittelt ein Bildgeschenk einen Kontakt ohne viele Worte. Später können zwei Partner an einem gemeinsamen Bild arbeiten, indem sie ihre Blätter nach einiger Zeit austauschen. Eine andere Variante ist es, zu zweit gleichzeitig an einem großen Format zu malen. So lassen sich auch erste Gespräche anknüpfen.
Eigens geschaffene Ausmalbogen können Malerinnen eine Form bieten, an die sie sich anfangs noch anlehnen können; ein Übergang zu einer freien Arbeit ergibt sich schrittweise.
Wird eine geeignete Kunstpostkarte ausgesucht, besprochen und dann auf einen A3-Zeichenkarton gebracht, so kann das Motiv leicht nach allen Seiten hin malerisch erweitert werden. Auch dies kann eine tiefgehende Erfahrung sein, die zu eigenen Bilderfindungen ermutigt.
Das Malen im Atelier wird in der Regel als freie Einzelarbeit in der Gruppe oder als themenzentrierte Gruppenarbeit angeboten.
Bei der freien Einzelarbeit wählt jede Teilnehmerin der Gruppe ihre Themen selbständig und bringt oft Ideen, Skizzen und Anschauungsmaterial zum Ateliertreff mit. Ein Thema kann sich jedoch auch aus dem Gespräch mit anderen Gruppenteilnehmerinnen während des Treffens entwickeln. Die weitere Arbeit am Bild wird individuell begleitet. Bei einer abschließenden Bildbetrachtung können dann die einzelnen Malerinnen ihre Bilder und die ihnen wichtigen Themen vorstellen. Fragen der Bildkomposition und der Farbenlehre werden hierbei mit beachtet.
Bei der themenzentrierten Malerei hingegen entwickelt die ganze Gruppe aus einem gemeinsamen Gesprächsthema heraus individuelle Bildlösungen. Auch hier ist die abschließende gemeinsame Bildbetrachtung in der Gruppe essentiell wichtig. Individuelle Stärken und eine persönliche Handschrift werden im Bild sichtbar und erfahren in der Gruppe sehr häufig eine glaubwürdige Wertschätzung.
In einer aufgelockerten Atmosphäre, die spontane Einfälle begünstigt, wandeln viele Malerinnen das zunächst besprochene Thema ab und kommen zu anderen Inhalten mit neuen Bildlösungen. Dies ist ein erwünschter Prozess. Ein gutes Thema engt die Schöpferkraft nicht ein, sondern regt weitere inhaltliche und bildnerische Erfindungen an.
Themen sollten einfach verständlich und emotional ansprechend sein. Sowohl das Thema als auch Fragen der Komposition, der Farbgestaltung und das angebotene Material können Impulse für ein Gespräch und für das Malen setzen. Ein gutes Thema vermag es, das Schöpferische in den Bereichen Wort, Bild, Gesang und Spiel anzuregen.
Die Ateliertreffen können mit Musik beginnen und es liegt nahe, eine Strophe oder auch nur eine Textzeile des gerade gesungenen Volksliedes bildnerisch zu gestalten:
Experimentierfreudigkeit empfiehlt sich auch bei der Materialauswahl. Die meistverwendeten Farben in dieser Projektarbeit sind: